Jedermann
Jedermann, Thalia Theater Hamburg, 08.11.2013
Jede Inszenierung hat ihre Schwächen. Vielleicht dachte mancher Zuschauer, dass es einfach an der Länge des Textes lag. Denn diesn vollständig Philip Hochmair, als einzigem Hauptdarsteller, zu überantworten, mag gewagt erscheinen. Allein wegen der ungemeinen Dichte des Theaterstückes. Selbst wenn die Rezitierweise des grandiosen Hochmair mit Bildern seines Kopfes gewürzt wurde, die durch den Videoschädel eines Skelettes direkt auf eine hinter ihm sich befindliche gigantische Leinwand projiziert wurden, und auch obgleich ihm die märchenhaft-energetische Simonne Jones als musikalisches Bonmot zur Seite stand, die für den authentisch emotionalen Teil der Inszenierung aufkam, entstand manchmal die Frage, ob die Inszenierung im Thalia Theater nicht gerade deswegen einfach zu sehr auf Effekte setzte. Streckenweise hätte man diese Kritik als berechtigt gelten lassen können.
Doch nur bis zu einem Punkt, dem Wendepunkt des Hofmannsthalschen Theaterstückes über Jedermann, den betuchten Herren, dem im Angesicht des Todes die Sinnlosigkeit seines materiellen Daseins deutlich wird, wenn Glaube auftritt und Jedermanns Bekenntnis: "Ich glaub - ich glaub" vorhält: "Die Red ist arm". Das ist der Moment, in dem die Elemente der Inszenierung von Bastian Kraft sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen, das Überangebot an technischer Verspieltheit seinen Selbstzweck verliert und ganz in den Dienst der Darstellung des Leidens Jedermanns gestellt wird. Es geht halt immer noch nur noch über den Glauben und das Sakrileg der Unglaubwürdigkeit an sich im Angesicht des Endes.
Äußerst gelungen ist auch die Inszenierung des Dialogs zwischen Jedermann und dem Teufel, der aus einem Miniaturfernseher in der Gestalt Jedermanns mit Jedermann spricht. Zum Ende hin, eben wie im richtigen Stück, ja nur zum Ende mit dem Beginn der Dunkelheit verlieren die Dinge ihre Sinnlosigkeit oder wie Jedermann es sagen würde, "Nun muss ich ins Grab, das ist schwarz wie die Nacht, Erbarm dich meiner in deiner Allmacht." Simonne Jones und Philip Hochmair hatten die Standing Ovations mehr als verdient. Bravo! Und Vorhang zu.
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